Im Rahmen der „Aktionswochen für Demokratie und bunte Vielfalt“ im Kreis Ostholstein zeigen die Carl-Maria-von-Weber-Schule Eutin und die Fachinspektion für Aus- und Fortbildung der Landespolizei Schleswig-Holstein gemeinsam vom 10. bis zum 21. Juni 2024 im Atrium der Weber-Schule die Ausstellung Shoah – Der Holocaust: Wie war es menschlich möglich?
Frau Stieg, die die Ausstellung an der Weber-Schule koordiniert, äußert sich zur Aktualität dieser:
„Es erklärt sich von allein: Am Anfang sind es Schmierereien; gerade letzte Woche sollen Jugendliche in Sachsen-Anhalt das Tagebuch der Anne Frank teilweise verbrannt haben; und es äußert sich nun auch verstärkt in tätlichen Angriffen auf Jüdinnen und Juden z. B. in Berlin, sodass sich immer mehr von ihnen momentan überlegen, aus Deutschland wegzuziehen“. Daher ist es der Geschichtslehrerin ein großes Anliegen, vor allem die junge Generation zu sensibilisieren für die Grausamkeiten, die die Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus erleben mussten: „Ich sehe es als unsere Verantwortung, dass so etwas nie wieder geschieht“, betont sie. Hierfür biete die Ausstellung eine geeignete Gelegenheit: sie illustriert anhand kurzer Erklärungen zur Einordnung, vor allem aber durch Fotos, Karikaturen sowie eindrückliche Zitate chronologisch das Bild von Jüdinnen und Juden, das in der nationalsozialistischen Ideologie gezeichnet wurde sowie die Ausgrenzung, Entrechtung, über die Entmenschlichung bis hin zur Massenvernichtung während des Holocaust und soll zum Nachdenken und zur Diskussion anregen.
Mit dem Titel wird zugleich die Frage aufgeworfen: Wie war es menschlich möglich? Schulleiter Dr. Thomas Eggers fügte hierzu: „Diese spricht uns heute alle an. Sie erfordert eine Auseinandersetzung mit der Geschichte und vielmehr noch erfordert sie von jeder und jedem von uns, eine eigene Antwort und eine eigene Haltung.“
Die Ausstellung wird von der Internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem zur Verfügung gestellt. Am 04. Juni bauten Schülerinnen und Schüler beider Schulen diese dann gemeinsam im Atrium des Weber-Gymnasiums auf.
„Wir sind dankbar für die Kooperation und die gemeinsam veranstaltete Ausstellung, die zugleich eine historische Auseinandersetzung mit dem massenhaften Mord in der Nazi-Zeit und ein Beitrag zur Demokratiebildung sind“, so Frau Annette Granzin, Leiterin des Fachbereiches Allgemeinbildung der Fachinspektion Aus- und Fortbildung von der Polizeidirektion und Schulleiter Dr. Thomas Eggers.
Bei der offiziellen Eröffnungsveranstaltung am 10. Juni sprach neben dem stellvertretenden Leiter der Polizeidirektion für Aus- und Fortbildung und für die Bereitschaftspolizei Schleswig-Holstein Herr Arne Dunka und Herrn Dr. Thomas Eggers, dem Schulleiter der Weber-Schule, auch Eutins stellvertretender Bürgervorsteher Reinhard-Ehmke Sohns. Zudem trugen Sarah, Pauline und Jasper aus der 12. Jahrgangsstufe drei Gedichte von Kindern aus dem Konzentrationslager Theresienstadt vor, die von Frau Heinzinger musikalisch begleitet wurden.
Über die Wichtigkeit des Dialogs und der Auseinandersetzung auch mit dieser Ausstellung resümiert abschließend Eutins stellvertretender Bürgervorsteher Reinhard-Ehmke Sohns: „Allein die Beschäftigung damit ist ein Gewinn.“
Die Ausstellung stellt sicherlich einen besonders bedeutsamen thematischen Schwerpunkt, der im Laufe der Schuljahre immer wieder in der Schule auf verschiedene Weise fächerübergreifend aufgegriffen wird. So besuchten z. B. die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 9 und 10 vor Kurzem die KZ-Gedenkstätte Neuengamme und im Herbst wird Autor Renatus Deckert Schülerinnen und Schülern der Oberstufe die Tagebücher des Holocaust-Überlebenden Victor Klemperer im Rahmen einer Lesung mit anschließender Diskussion vorstellen.
Ein Besuch der Ausstellung ist nach Absprache auch für externe Interessierte mittwochs und donnerstags von 13 Uhr bis 15 Uhr möglich. Hierfür melden Sie sich bitte bei der Weber-Schule an.
Gedanken von Besucherinnen und Besuchern zur Ausstellung:
Vanessa findet es gut, dass die Ausstellung für die Öffentlichkeit zugänglich ist, da sie einen Ort biete, an dem Aufklärung stattfinden könne. Dies sei besonders wichtig in der heutigen Situation, in der Gewalttaten an jüdischen Schulen und Synagogen in den Nachrichten zu sehen seien, denn viele Menschen wüssten oft nicht, worum es dabei gehe und welchen historischen Kontext diese Ereignisse hätten.
Pauline findet es beunruhigend, wie viele Menschen damals durch die betriebene Propaganda hinter Hitler standen. Angesichts seiner Taten empfinde sie es als ungewöhnlich, dass er als ‚Erlöser‘ angesehen wurde.
„Die Plakate sind leicht zu verstehen und zugänglich. Die Erinnerung daran verhindert, dass sich solche Ereignisse wiederholen.“
Tjare
„Die Bilder lösen Gefühle von Trauer und Entsetzen aus, wenn sie einem vor Augen geführt werden. Dadurch wird der Schrecken des Nationalsozialismus deutlicher.“
Tobias Hageleit, Lehrer der Weber-Schule
„Die große Anzahl von Bildern ermöglicht es, sich die Situationen vorzustellen.“
Malene
„Die Ausstellung ist wichtig, weil sie zeigt, was passiert, wenn man seine Werte verliert.“
Arne Dunka, stellvertretender Leiter der Polizeidirektion für Aus- und Fortbildung und für die Bereitschaftspolizei Schleswig-Holstein
„Wenn man sich die heutige Zeit anschaut, was sagbar geworden ist… Man sagt Geschichte wiederhole sich nie. Aber man sieht heute Parallelen zu damals, das gibt einem zu denken. Denn wie kann man sich sicher sein, dass Geschichte sich nie wiederholt?“
Matthias Rehm und Annette Granzin
Eindrücke: Melanie (12. Jg.) Maxim (11. Jg.)
Fotos: Tjark (12. Jg.)